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Um den Smart Meter Rollout zu beschleunigen, gilt es nicht nur, die Prozesse des intelligenten Messsystems (iMSys) einzuüben. Stadtwerke und Netzbetreiber sollten nun auch eine sichere Infrastruktur zum Steuern und Schalten im Stromnetz aufbauen. Der Referentenentwurf* des Gesetzes zum Neustart der Energiewende (GNDEW) erlaubt dabei ausdrücklich ein agiles Vorgehen: Die Messstellenbetreiber dürfen in den meisten Einbaufällen nun komplexe Funktionen wie das Steuern schrittweise einführen, um Erfahrungen zu sammeln. Digitale Mehrwertlösungen über den CLS-Kanal des Smart Meter Gateways sind die Voraussetzung für das Gelingen der Energiewende und den wirtschaftlichen Betrieb der iMSys.

Flexibiltäten in der Erzeuger und Verbraucher in der Niederspannung gezielt steuern

Millionen von Erzeugungsanlagen, Speichern, Letztverbrauchern und steuerbaren Lasten müssen künftig im Stromnetz der Zukunft effizient vernetzt und verknüpft werden. Nicht zuletzt der rasante Anstieg der Elektromobilität und der Hochlauf von Wärmepumpen erfordern das sichere Steuern und Schalten durch die Netzbetreiber, um die Netzstabilität zu gewährleisten und den kostenintensiven Netzausbau zu reduzieren. Zudem erhöht das intelligente Steuern die Energieeffizienz und trägt gleichzeitig zur Stabilität der Netze bei. Die CLS-Schnittstelle der Smart Meter Gateways stellt einen hochsichereren Kommunikationskanal bereit, mit dem die Anlagen effizient in das Gesamtsystem integriert werden können. Über das CLS-Management-System können beispielsweise  Netzleitstellen BSI-konform an die Steuerboxen angebunden werden, was das netzdienliche Steuern und Schalten im Niederspannungsnetz ermöglicht.

Netz- und marktdienliches Schalten und Steuern im Smart Grid

Die Regelungen der Bundesnetzagentur (BnetzA) legen die Basis für die Integration der steuerbaren Verbrauchseinrichtungen in Markt und Netz. Laut der novellierten Fassung des § 14a EnWG vom 1. Januar 2023 erhält der Netzbetreiber die Möglichkeit, im Bedarfsfall steuernd einzugreifen, um den sicheren Netzbetrieb aufrecht zu erhalten. Gleichzeitig reduzieren sich die Netzentgelte für Verbraucher, die mit ihrem Netzbetreiber eine Vereinbarung über die netzorientierte Steuerung von steuerbaren Verbrauchseinrichtungen abgeschlossen haben. Eine weitere Motivation dabei: Für die Verbraucherinnen und Verbraucher sollen beim Netzanschluss keine Wartezeiten beim Laden des Elektroautos oder dem Betrieb der Wärmepumpen entstehen werden, weil es Engpässe im Anschlussnetz gibt.

Agiler Rollout beschleunigt netzdienliche Mehrwertdienste

Der Begriff „Agiler Rollout“, der im Referentenentwurf des GNDEW verwendet wird, beschreibt in §31 MsbG, dass der Rollout mit den bereits zertifizierten Geräten in den meisten Einbaufällen starten kann. Konkret: Bei Verbrauchern mit einem Jahresstromverbrauch bis 20.000 kWh bzw. bei Erzeugern bis 25 kW installierter Leistung. Funktionen wie das Steuern und Schalten können nach einer Phase des „Warmlaufens“ über Anwendungsupdates der Smart Meter Gateways in Verbindung mit den Backend-Systemen nach und nach bereitgestellt werden. Diese neue Regelung ermöglicht einen sofortigen Rollout-Start in der Breite.

aEMT-System als Drehscheibe für hochfrequente Daten

Nach der Gateway-Administration und dem passiven externen Marktteilnehmer, der die Messdaten vom Smart Meter Gateway empfängt, ist das aEMT-System der dritte große Systembaustein im intelligenten Messwesen. Das aEMT-System fungiert dabei als Drehscheibe für hochfrequente Daten und die bidirektionale Kommunikation mit dem Gateway. Diese ermöglicht auch die Bereitstellung und Verarbeitung von Netzzustandsdaten nach Tarifanwendungsfall (TAF) 10 der Smart Meter Gateways. Verlässliche Netzzustandsdaten sind Voraussetzung für den effizienten Netzbetrieb, das Schalten und Steuern die Netzstabilität und die zunehmende Einspeisung erneuerbarer Energien.

Umsetzung in der VOLTARIS Anwendergemeinschaft Messsystem

VOLTARIS entwickelt derzeit gemeinsam mit den langjährigen Partnern robotron und GISA ein umfangreiches Lösungsportfolio im Zusammenhang mit der CLS-Schnittstelle des Smart Meter Gateways. Nach ersten erfolgreichen Tests im Rahmen des Forschungsprojektes DESIGNETZ ist bei VOLTARIS derzeit die Pilotierung eines aEMT-Test- und Produktivsystems in vollem Gange. Innerhalb der Anwendergemeinschaft, in der mehr als 40 Stadtwerke und Netzbetreiber bei der Digitalisierung des Messwesens zusammenarbeiten, wird die Umsetzung des CLS-Managements intensiv vorangetrieben.

 

Fachbeitrag in: et Energiewirtschaftliche Tagesfragen 1-2/2023

Autoren: Marcus Hörhammer, Bereichsleiter Produktentwicklung und Vertrieb und Dr.-Ing. Stephan Röhrenbeck, Teamleiter Produktentwicklung und Projektmanagement, VOLTARIS GmbH

Empfehlung für gMSB: Die neuen iMSB-Prozesse einüben, um die Infrastruktur zum Schalten und Steuern im Netz bereitstellen zu können.

Online-Workshop: Aufhebung der Smart Meter Allgemeinverfügung

Der Fokus des Online-Workshops Ende Juni zum Thema „Aufhebung der Allgemeinverfügung und Aktuelles zum intelligenten Messstellenbetrieb“ mit mehr als 60 Teilnehmenden lag auf dem  netz- und marktdienlichen Schalten über die sichere Infrastruktur des intelligenten Messsystems. Jan-Hendrik vom Wege von BBH referierte gemeinsam mit Dr. Karina Appelmann von BBH-Consulting zu den Folgen der Aufhebung der Allgemeinverfügung und nahm eine rechtliche Einordung vor.

Im Praxisteil ging es um Erkenntnisse aus dem operativen Rollout. Dr. Stephan Röhrenbeck, Teamleiter Produktentwicklung und Projektmanagement bei VOLTARIS, berichtete über die aktuelle Liefersituation bei den modernen Messeinrichtungen, Basiszählern und Smart Meter Gateways und gab Empfehlungen zur weiteren Planung und zukünftigen Beschaffung. Die Montage und ihre Tücken sowie die durchgehend sichere Lieferkette beim operativen Rollout wurden ebenso betrachtet wie die Erfahrungen aus bisher umgesetzten ERP-Schnittstellenprojekten. Abschließend stand der grundsätzliche Aufbau der IT-seitigen Umsetzung des CLS-Managements/TAF 10 und die Herausforderungen beim Steuern auf der Agenda.

CLS-Management als Full-Service-Dienstleistung

VOLTARIS empfiehlt den grundzuständigen Messstellenbetreibern (gMSB), den Rollout nicht weiter zu verzögern, sondern die Prozesse des intelligenten Messsystems einzuüben. Darüber hinaus sollten sie darauf vorbereitet sein, eine sichere Infrastruktur zum Schalten und Steuern von Energieerzeugungsanlagen im Niederspannungsnetz bereitstellen zu können, da dies eine Grundvoraussetzung für das Gelingen der Energiewende ist.

Erzeuger und Verbraucher können über die CLS-Schnittstelle der iMSys gezielt gesteuert werden. Da die Systemlandschaften der Netzbetreiber bzw. Messstellenbetreiber sehr unterschiedlich sind, muss ein CLS-Management-System individuell konzipiert werden. VOLTARIS übernimmt künftig das CLS-Management als Full-Service-Dienstleistung und unterstützt die Kunden beim Aufbau und Betrieb von Mehrwertleistungen rund um das intelligente Steuern sowie bei der Optimierung ihres Einspeise- und Lastmanagements. Wichtig ist aus VOLTARIS-Sicht, dass die immer noch ausstehende Markterklärung des BSI klare Vorgaben für Verbraucher mit schaltbaren Verbrauchseinrichtungen oder einspeisenden Messstellen enthält und die im BDEW-Ampelkonzept vorgesehene Koordinierungsfunktion eingerichtet wird. Diese soll künftig das markt- und netzdienliche Schalten aufeinander abstimmen.

Warten auf die neue Marktverfügbarkeitserklärung

Am 20. Mai hob das BSI die bisherige Smart-Meter-Marktverfügbarkeitserklärung (MVE) vom 7. Februar 2020 auf. Die Verpflichtung zum Einbau von iMSys ist damit bis zur Veröffentlichung einer neuen Markterklärung ausgesetzt worden und die 10-%-Pflichteinbau-Quote bis Februar 2023 entfällt. Diese Frist beginnt mit dem Erscheinen der neuen MVE von neuem. Bisher hat sich das BSI noch nicht offiziell geäußert, wann die neue MVE veröffentlicht wird und was sie beinhalten wird.